(Veröffentlichungen der UEK, Band 25, Bestellung direkt beim Chronos Verlag)

Aspects des relations financières franco-suisses (1936–1946). Contribution à la recherche
Aspekte der französisch-schweizerischen Finanzbeziehungen (1936–1946). Beitrag zur Forschung

Marc Perrenoud, Rodrigo López

Zusammenfassung

Die Finanzbeziehungen mit Frankreich spielen eine entscheidende Rolle in der Geschichte der Schweizer Banken. Die hier behandelte Periode beginnt mit dem Sieg der «Volksfront» (Front populaire) im Jahre 1936 und endet zum Zeitpunkt der Verhandlungen mit den Alliierten 1946. Die Kapitalflucht aus Frankreich und die Verwaltung dieser Gelder durch Bankinstitutionen führten zu politischen Spannungen. Durch die energische Verteidigung der Interessen der Banken im Rahmen von Krieg und Nachkriegszeit wurden die Bedingungen für den Wohlstand des schweizerischen Finanzplatzes sichergestellt.

Der Beitrag präsentiert Statistiken über die französisch-schweizerischen Finanzbeziehungen und stellt die Hauptakteure (Bankinstitutionen und Berufsverbände) vor. Die Genfer Privatbanken und die beiden grössten Banken des Landes (der Schweizerische Bankverein und die Schweizerische Kreditanstalt) stehen im Mittelpunkt dieser Analyse, bei der vier Phasen herausgearbeitet werden konnten:

Im Laufe der dreissiger Jahre ging es in den bilateralen Verhandlungen um die Folgen der durch die Affäre der Basler Handelsbank im Jahre 1932 aufgedeckten «Steuerhinterziehung», um die Probleme der Doppelbesteuerung und um die Anlage der französischen Anleihen in der Schweiz. Die politischen Spannungen in der Welt und in Frankreich führten zu einer Intensivierung der bilateralen Beziehungen: die von den Krisen in Deutschland und in Mitteleuropa stark betroffenen Schweizer Banken massen Frankreich im Hinblick auf die Kapitalausfuhr und die Verwaltung dieser Gelder eine besondere Bedeutung bei.

Eine zweite Phase umfasst die Jahre 1939 und 1940. Die Kriegsgefahr und die militärischen Operationen beeinflussten den Handelsverkehr. Frankreich erlaubte, dass gleichzeitig die Exporte der Waffenindustrie erhöht und der Kapitalexport in die Vereinigten Staaten (darunter auch das Gold der Schweizer Nationalbank) sichergestellt wurden. Das Bankgeheimnis blieb trotz der vom Bundesrat auf Wunsch industrieller Kreise und der Nationalbank verfügten Blockierung der französischen Guthaben in der Schweiz von grösster Wichtigkeit.

Eine dritte Phase entspricht den Jahren des Vichy-Regimes. Ab dem Sommer 1940 mass die Schweizerische Bankiervereinigung dem Kapitalverkehr mit Frankreich besondere Bedeutung bei. Die Schweizer Banken stellten mit Befriedigung ein Entgegenkommen der französischen Behörden fest, die sich bemühten, ihren finanziellen Verpflichtungen nachzukommen, indem sie Gold in die Schweiz einführten. Sie waren auch mit den an die deutsche Besetzung geknüpften Transaktionen konfrontiert: Arisierungen, Veräusserung französischer Unternehmen in Drittstaaten, Zustrom von geraubten Titeln und Banknoten in die Schweiz.

Eine vierte Phase beginnt ab 1943: die Nachkriegsbeziehungen waren um so wichtiger, als der Kapitalverkehr mit Deutschland zusammenbrach. Frankreich kam in den Genuss von Finanzerleichterungen, während das Bankgeheimnis konsolidiert wurde.

Schliesslich wird die Rolle der emblematischen Persönlichkeit des Genfer Privatbankiers Albert Pictet im Rahmen der französisch-schweizerischen Beziehungen in Erinnerung gerufen.

(Original auf französisch)