UNABHÄNGIGE EXPERTENKOMMISSION
SCHWEIZ - ZWEITER WELTKRIEG
Bern, 1. Dezember 1997
Pressemitteilung
Goldtransaktionen
im Zweiten Weltkrieg
Beitrag der Kommission
zur Londoner Goldkonferenz
Die Unabhängige Expertenkommission:
Schweiz - Zweiter Weltkrieg (UEK) hat heute in Bern ihren Beitrag für
die morgen in London beginnende Konferenz über das Nazigold vorgestellt.
Das als kommentierte statistische Übersicht konzpierte Arbeitspapier
versteht sich als spezifischen Beitrag zum Teil I dieser Konferenz. Es
versucht Antworten auf die dort zu behandelnden Fragen zu geben: Woher
stammte das Gold der deutschen Reichsbank? Wie hatte das NS-Regime es
sich angeeignet? Wohin wurde es anschliessend gebracht?
Um klare Grundlagen für die Diskussion
zu schaffen, schlägt das Arbeitspapier Definitionen für einzelne
Kategorien von Gold vor, das Deutschland auf dem internationalen Markt
plazierte. Anschliessend werden mehrere Tabellen präsentiert. Diese
führen auf, über welche Goldbestände die Reichsbank 1939
bis 1945 verfügte und welchen Gebrauch sie davon machte, welche Operationen
über die Schweizerische Nationalbank (SNB) vorgenommen wurden und
welche Transfers über Schweizer Geschäftsbanken liefen. Berücksichtigt
werden auch die Goldkäufe der SNB und des Bundes von alliierten Staaten.
Schliesslich weist das Papier auf eine ganze Reihe komplexer offener Fragen
hin, die der weiteren Forschungsarbeit der internationalen Wissenschaftsgemeinschaft
bedürfen.
Das Papier beschreitet in mehrfacher Hinsicht
Neuland. Zum ersten Mal ein umfassendes Flussmodell der Goldtransaktionen
der Reichsbank vorgelegt. Dabei erweist es sich, dass die Lieferungen
an schweizerische Geschäftsbanken dreimal höher sind als bisher
angenommen. Hervorzuheben ist überdies die internationale Perspektive.
Die UEK unterhält Forscherteams in der Schweiz, den USA, Deutschland,
Italien und Polen. Das vorliegende Arbeitspapier wertet in Deutschland,
den USA, Italien und der Schweiz liegende unpublizierte Dokumente aus.
Die UEK wird einen umfassenden Zwischenbericht
über die Goldtransaktionen im Zweiten Weltkrieg Anfang 1998 veröffentlichen.
Sie wird ihre Nachforschungen vervollständigen, die bis jetzt gewonnenen
Resultate durch die Auswertung weiterer Archivbestände ergänzen
und neue Erkenntnisse der Londoner Konferenz miteinbeziehen.
|