UNABHÄNGIGE EXPERTENKOMMISSION
SCHWEIZ - ZWEITER WELTKRIEG

Die Schweiz und die Goldtransaktionen im Zweiten Weltkrieg: Zwischenbericht

Die Schweiz und das Opfergold: Neue Zahlen und Erkenntnisse

Bern/Zürich, den 25. Mai 1998. Die Unabhängige Expertenkommission: Schweiz - Zweiter Weltkrieg hat am Montag in Zürich ihren Zwischenbericht zu dem Thema "Die Schweiz und die Goldtransaktionen im Zweiten Weltkrieg" veröffentlicht. Der Bericht kommt zu wichtigen neuen Erkenntnissen: Diese betreffen unter anderem die Lieferungen von Opfergold durch die Deutsche Reichsbank in die Schweiz.

Aufgrund von Dokumenten, die 1997 in den USA wieder zum Vorschein gekommen sind, hat die Kommission neue Werte für das Gold aus Konzentrations- und Vernichtungslagern errechnet, welches über das deutsche Noteninstitut in die Schweiz gelangte. Der Betrag des Goldes, das aus Lieferungen von SS-Hauptsturmführer Melmer stammte und von der Deutschen Reichsbank auf ihr Depot bei der SNB in Bern geliefert wurde, umfasst 119,5 kgf und beläuft sich auf 134 428 Dollar oder umgerechnet 581 899 Franken. Die anderen Abnehmer waren die Deutsche Bank, die Dresdner Bank, die Degussa und das Consorzio Italiano Esportazioni Aeronautiche. Wer das Opfergold, das die Reichsbank an ihr Depot bei der SNB in Bern versandte, anschliessend erwarb, ist unbekannt. Ungeklärt ist auch die Frage, ob Opfergold über andere Kanäle in die Schweiz verschoben wurde.

Hinweise, dass die Leitung der SNB Kenntnis von der Herkunft dieses Goldes hatte, das sich äusserlich nicht von den übrigen Lieferungen unterschied, liegen keine vor. Seit 1941 war dem Direktorium die Beraubung von Juden und anderen verfolgten Gruppen zunehmend bekannt und spätestens seit 1943 hatte die SNB Kenntnis von der systematischen Vernichtung der Opfer des NS-Regimes. Die SNB-Verantwortlichen unterliessen es jedoch, Massnahmen zu ergreifen, um das geraubte Gold von den übrigen Beständen der Reichsbank zu unterscheiden.